Geschichte

In den Jahren 1734-1738 und 1752-1776 wurden rund 5800 Personen aus Oberösterreich, Kärnten und Steiermark nach Siebenbürgen gebracht und dort auf 35 Orte verteilt angesiedelt. Etwa ein Viertel ließ sich in Neppendorf, Großau und Großpold nieder. Diese Zahl kann selbsverständlich bei aller damit verbundenen Kleinarbeit nicht den Anspruch auf Genauigkeit erheben; sie vermag aber ein ungefähres Bild über das Ausmaß der Transmigration zu vermitteln. Anlaß zur Umsiedlung war das Bekenntnis dieser Menschen zur Lehre Luthers. Ausschnitt aus "Zur Geschichte der Landler." Von Alfred Obernberger, N.G. Elwert Verlag Marburg 1964.

Übersicht

Politischer Hintergrund

Reformation und Gegenreformation waren Kräfte, die im 16., 17. und 18. Jahrhundert eine gewaltige Wirkung ausübten, und dies nicht allein auf kirchlichem Gebiet. Macht und Religion waren eng verbunden, hoheitliche Macht durch Religion abgesichert. Spätestens seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde die Konfession zu einem Instrument des sich ausbildenden regionalen Absolutismus.

Erstmals im reichsunmittelbaren Fürsterzbistum Salzburg führte die Anwendung des Prinzips von Augsburg und von Osnabrück (Westfälischer Frieden 1648) „cuius regio, eius religio“ zur Austreibung derjenigen, die sich zu dem Glauben des Landesherren nicht bekehren ließen, hier der Protestanten. 1684/85 verbannte Fürstbischof Max Gandolf von Kuenburg Einwohner seines Fürstentums ihres Glaubens wegen. 1731/32 vertrieb Leopold Anton von Firmian durch sein Emigrationspatent Anhänger der Augsburgerischen Konfession aus seinem Hoheitsgebiet unter dem Vorwand, sie seien Rebellen. Dazu erbat und erhielt er militärische Unterstützung von Karl VI., welchem allerdings klar gewesen sein muss, dass sein Reich durch solche Vertreibungen eine nicht unerhebliche Zahl tüchtiger Untertanen, sogn. „Kontribuenten“, mithin Steuerzahler, an seinen bedeutendsten Rivalen, Friedrich Wilhelm I. von Preußen, verlor.
Bücherverbrennung darunter die Luther-Bibel, ...
Bücherverbrennung darunter die Luther-Bibel, während der Gegenreformation in Österreich. Zeitgenössische Darstellung, 17. Jahrhundert (Archiv Sedler).
Ungeachtet dessen richtete sich das Augenmerk seiner Tochter Maria Theresia, welche die Herrschaft 1740 in den habsburgischen Ländern übernahm, geraume Zeit nach ihrem Regierungsantritt auf die Frage der Glaubenseinheit ihrer Untertanen, und sie entschied sich zur Bekämpfung des Protestantismus, um – zumindest in den österreichischen Erblanden – eine religiös homogene (römisch-katholische) Bevölkerung zu gewährleisten. (Mehr dazu auf: Wikipedia)

^ Übersicht

Transmigration

Die Deportation von Protestanten unter Karl VI. aus den habsburgischen Ländern wurde beschönigend als „Transmigration“ bezeichnet und nahm ihren Ausgang in den Jahren 1734–1737.

Es wurden über 800 Menschen nach Siebenbürgen deportiert, davon knappe 200 aus Kärnten (Buchinger, 1980). Die aus dem Salzkammergut stammenden „Transmigranten“ wurden in Südsiebenbürgen auf dem Königsboden angesiedelt. Da dieses Gebiet durch Türkenkriege und Pest stark entvölkert worden war, bekamen die vertriebenen Oberösterreicher leerstehende Bauernhöfe in den Gemeinden Großpold im Unterwald, sowie in Großau und Neppendorf bei Hermannstadt zugewiesen. Die restlichen Landler außerhalb dieser drei Dörfer assimilierten sich schnell an die Siebenbürger Sachsen. Einige Familien der Landler (Kleinsasser, Hofer, Waldner, Wurz und Glanzer) schlossen sich um 1762 den täuferischen Hutterern an, die später nach Russland und schließlich nach Nordamerika emigrierten.
Deportationswege der "Landler" nach ...
Deportationswege der "Landler" nach Siebenbürgen
Das Land war wirtschaftlich schwer geschädigt, weite Landstriche waren verwüstet, ganze Dörfer entvölkert. Die geplante Ansiedlung in den entvölkerten Dörfern der Siebenbürger Sachsen stieß zuerst auf wenig Gegenliebe bei der ansässigen Bevölkerung, stellte sich jedoch bald als eine sehr vorteilhafte Entscheidung heraus.

1752 bis 1756 erfolgten weitere Transmigrationen, in deren Verlauf über 2000 Menschen aus dem sogenannten „Landl“, dem Kerngebiet Oberösterreichs (entspricht etwa dem Gebiet zwischen Wels, Gmunden und Vöcklabruck) und mehr als 1100 aus Innerösterreich, das heißt aus Kärnten und der Steiermark, nach Siebenbürgen deportiert wurden. Dort war die Bevölkerungszahl mittlerweile aber wieder angestiegen – unter anderem durch die vermehrte Sesshaftwerdung von Rumänen auf dem Königsboden – und es gab kaum mehr herrenlose Höfe. Es konnten sich in dieser Spätphase nur noch jene Deportierten in den sächsischen Dörfern ansiedeln, die genügend Eigenmittel besaßen. Die Übrigen ließen sich in Städten nieder, soweit sie die ersten Notjahre überlebten.
Der Gebäude-Komplex "Theresianum" wurde ...
Der Gebäude-Komplex "Theresianum" wurde 1754 in der Vorstadt von Hermannstadt errichtet. Zusammen mit dem Denkmal von Maria Theresia gab es dem Stadtviertel seinen heutigen Namen.
Zur Abwicklung der Transmigrationen wurde 1754 in der Vorstadt von Hermannstadt ein großer Gebäude-Komplex errichtet, der Theresianum genannt wurde (ähnlich der Fuggerei in Augsburg). Vor diesem Bauwerk erinnert ein Denkmal an seine Gründerin Maria Theresia. (Mehr dazu auf: Wikipedia)

^ Übersicht

Geschichtlicher Überblick

In den Jahren 1734-1737 unter Karl VI, wurden über 800 Menschen nach Siebenbürgen deportiert, davon knappe 200 aus Kärnten (E. Buchinger). Die aus dem Salzkammergut stammenden "Transmigranten" wurden in Neppendorf und Großau angesiedelt. Diese beiden Gemeinden hatten durch Türkeneinfälle und Kuruzzenkriege und durch Pestepidemien sehr viele Einwohner verloren, sodaß in Großau zB. im Jahre 1721 nur 63 "Wirte" (Hofbesitzer) vorhanden waren. (E.M. Weingärtner) Die Kuruzzen hatten das Land "der Fülle und der Kraft" wirtschaftlich schwer geschädigt. Weite Landstriche waren verwüstet, ganze Dörfer entvölkert. Die geplante Ansiedlung in eines dieser entvölkerten Dörfer der Siebenbürger Sachsen war im Interesse aller Beteiligten.
Karl VI erreichte die Anerkennung der "Pragmatischen Sanktion", durch die seine Tochter Maria Theresia die Herrschaft in den habsburgischen Ländern übernehmen konnte. Erst geraume Zeit nach ihrem Regierungsantritt 1740 richtete sie ihren Augenmerk auf die Frage der Glaubenseinheit ihrer Untertanen, also die Bekämpfung des Protestantismus. 1752 bis 1756 erfolgten zahlreiche Transmigrationen, in deren Verlauf über 2000 Menschen aus dem "Landl", etwa dem Gebiet zwischen Wels, Gmunden und Vöcklabruck, und mehr als 1100 aus Innerösterreich, d.h. aus Kärnten und der Steiermark, nach Siebenbürgen deportiert wurden. Dort war die Bevölkerungszahl stark angestiegen, unter anderem durch die Seßhaftwerdung der Rumänen, es gab kaum herrenlose Höfe, sodass nur jene Deportierten sich in etwa 25 sächsischen Dörfern ansiedeln konnten, die genügend Eigenmittel besaßen; die übrigen ließen sich in Städten nieder, soweit sie die ersten Notjahre überlebten.
Zur Abwicklung der Transmigrationen wurde 1754 in der Vorstadt von Hermannstadt ein großes Gebäude errichtet, das Theresianum. Vor diesem Bauwerk erinnert ein Denkmal an seine Gründerin Maria Theresia.
Nur eine einzige Landlergemeinde, Großpold, wurde in der Zeit der theresianischen Transmigration geschaffen.

Literaturnachweis: "Landler, Vergessene altösterreichische Tracht in Siebenbürgen" von Lore-Lotte Hassfurther (Hg.)

^ Übersicht

Herkunftsorte der Landler

Zur Geschichte der Landler. Von Alfred Obernberger, N.G. Elwert Verlag Marburg 1964.

In den Jahren 1734-1738 und 1752-1776 wurden rund 5800 Personen aus Oberösterreich, Kärnten und Steiermark nach Siebenbürgen gebracht und dort auf 35 Orte verteilt angesiedelt. Etwa ein Viertel ließ sich in Neppendorf, Großau und Großpold nieder. Diese Zahl kann selbstverständlich bei aller damit verbundenen Kleinarbeit nicht den Anspruch auf Genauigkeit erheben; sie vermag aber ein ungefähres Bild über das Ausmaß der Transmigration zu vermitteln. Anlaß zur Umsiedlung war das Bekenntnis dieser Menschen zur Lehre Luthers.

Herkunftsorte der Landler aus Oberösterreich: (mit der Zahl der Personen )

Aus der Herrschaft: Aichlham 4, Aistersheim 6, Almegg 23, Altmünster 6, Brandstatt 1, Breitenau-Preutenau 10, Buchberg 4, Dietach 1, Ebelsberg 1, Ebenzweier 91; Eggenberg 1, Feyeregg 9, Freiling 2, Garsten 5,Geretschlag 1, Gmunden 5, Spitalamt Gmunden 7, Goisern 8, Pfarre Goisern 49, Pfarre Goisern und Ischl 93, Hall-(Bad Hall)44, Hallstatt (und Umgebung) 263, Pfarre Hallstatt 38, Hartheim 1, Hildprechting-Hildprächting 7, Hochhausen 1, Irnharting 22, Ischl 37, Kammer 20, Köppach 12, Kremsmünster 7, Laakirchen 2, Lahn (Pfarre Hallstatt)4, Lambach 120, Leonstein 10, Lichetnegg 10, Lindau 3, Litzlberg 6,Losenstein 7, Messenbach 1, Mühldorf 20, Oberweis 6, Ort 107, Parz 3, Penesdorf(Herrschaft d. S.J.Traunkirchen) 1, Pernstein 1, Piberbach =Bieberbach 13, Pichlern 1, Piesing 1, Pinsdorfberg 1, Pühlern (Pfarre Goisern) 10, Puchheim 157, Ramsau (Pfarre Goisern) 14, Reger (Pfarre)1, Roith 3, Scharnstein 15, Schlierbach 24, Schmiding 1, Schwendt 1, Seeling=Amt Hof Seeling 5, Seisenburg 2, Sicking 3, Siedling 1, Steyr 1, Spitalamt Steyr 8, St. Florian 2, St. Nicola an der Donau 7, Thalham und Oberthalham (Herrschaft der S.J.Traunkirchen) 4, Tollet 4, Traunkirchen und Herrschaft der S.J.zu Traunkirchen 96, Vöcklabruck 66, Wagrein 31, Waidhausen=Weithausen 2, Walchen 9,Waldenfels 8, Wartenburg 17, Wels, Burg und Spital Amt Wels 135, Weyer 4, Wiesham 1, Wildenstein 6, Wimsbach 33, Windern 17, Wolfsegg 1, Würting 31, Salzkammergut, soweit nicht näher lokalisierbar 85, Lokalisierung unsicher: Cronstein am Steg 1, Gschwendt (BH Steyr) 5, Geschwendt (BH Vöcklabruck) 8, Schwarzenberg`sche Herrschaft 1, Ubing 1, Zwickwick 1, Meixner Amt 1, Herkunftsort unbekannt 143;Mühlgrub unbestimmte Zahl, Herrschaft Münstern 10, Viedach 1, Herkunftsort unbestimmt 903;

Herkunftsorte für Kärnten: (mit Personenzahl)

Allbeck 9, Afritz 80, Biberstein 40, Feffernitz=Pfeffernitz 3, Gegend 18, Gmünd 11, Goldenstein 43, Gnesse=Gnesau 8, Greifenstein 4, Grünburg48, Hallegg 6, Himmelberg 445, Kellerberg 5, Kirchheim 2, Köflach 1, Millstatt 33, Oflamegg 1, Ortenburg 2, Ossiach 4, Paternion 111, Gegend von Paternion und Feistritz 20, Spittal 186, Treffen 11, Waldenstein 1, Weißenberg 2, Wollanig 3, Herkunftsort unbekannt 52; weitere unbekannte Herkunftsorte 702;

Herkunftsorte aus der Steiermark. (mit Personenzahl)

Admont 1, Dorff bei Gröbming 1, Einach bei Stadl 1, Friedstein 7, Greischberg 1, Grimming bei Liezen 1, Großlobming 21, Gröbming u.Z.,Gustersheim 1, Gegend von Irdning und Pürgg 4,Murau 53, Neuhaus 3, Pichlern=Pichlarn 5, Predlitz bei Stadl 2, Pürgg 7, Ranten (Pfarre) 2, Sölk (Groß-und Kleinsölk) 23,Pfarre Stadl,Herrschaft Murau 122; Pfarre Stadl, Herrschaft Goppelsbach 3; Pfarre Stadl, Herrschaft Einach 1; Pfarre Stadl, Herrschaft Grössing, Tiefenbach bei Fohnsdorf, St. Leonhard zu Tamsweg, Großlobming 19; Pfarre Stadl, Herrschaft Tamsweg 6; St.Georgen, Herrschaft Murau 14; Thalhof, Pfarre Wald 3; Tauplitz, Herrschaft Pichlern und Wolkenstein 6; Strechau 4; Herrschaft Trautenfels 3; Herrschaft Wolkenstein 2; Zeil=Propstei Zeyler 8; Zlem 8; aus dem oberen Murtal 2; Herkunftsort unbekannt 7; dazu kommen aus der Literatur 600; weiter sind noch aus folgenden Herrschaften und Orten eine unbestimmte Zahl von Leuten nach Siebenbürgen gebracht worden: Aigen, Ehrnau, Gstadt, Goppelsbach, Kaiserberg, Herrschaft Pühlerisch, Reifenstein, Trautenfels, Herrschaft Wasserburg, Zeiring.

Verteilung der Siedler in Siebenbürgen: (1734-1738 und 1752-1776)

Kallbrunner, Deutsches Archiv S.668 ff.-Vgl auch Capesius, Zwangsverpflichtung S.218f.

Baasen 5; Broos 151; Burgberg 21; Creutz 4; Denndorf 54; Dobring 24; Eibersdorf 7; Großallisch 3; Großau 143;Großpold 396; Großschenk 16; Großscheuern 50; Hammersdorf 22; Heltau 73; Hermannstadt 74; Tranchement 81; auf Meierhöfen 93; Kronstadt 2; Lasseln 28; Mühlbach 60; Neppendorf 326; Neudorf 21; Rothberg 11; Schaß 50; Schellenberg 7; Stein 6; Stolzenburg 31; Trappold 44; Urwegen 23; unbestimmt 1735; es gibt noch folgende Zahlen aus der Literatur: Broos 135; Burgberg 15; Deutschpian 75; Großau 44; Großpold 147; Heltau 125; Hermannstadt 109; Tranchement; Honigberg 20; Kleinpold 60; Kleinschelken ; Kleinschenk; Kronstadt 56; Lasseln 20; Neppendorf 97; Neudorf 19; Petersdorf 200; Rothberg 11; Rumes 556; Schönberg ; Schellenberg 9; Stein 2; Stolzenberg 49; Trappold 12; Urwegen 9;

Die Siedler kamen aus Oberösterreich, Kärnten, der Steiermark und unbest. Herk.

^ Übersicht